Impuls zum 16. Februar 2025
Von Albert Hohmann (Föhren), pax christi Trier
Liebet eure Feinde
1 Sm 26
2 Saul machte sich mit dreitausend Mann, ausgesuchten Kriegern aus Israel, auf den Weg und zog in die Wüste von Sif hinab, um dort nach David zu suchen. 7 So kamen David und Abischai in der Nacht zu den Leuten und siehe, Saul lag mitten im Lager und schlief; sein Speer steckte neben seinem Kopf in der Erde und rings um ihn schliefen Abner und seine Leute. 8 Da sagte Abischai zu David: Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand ausgeliefert. Jetzt werde ich ihn mit einem einzigen Speerstoß auf den Boden spießen, einen zweiten brauche ich nicht dafür. 9 David aber erwiderte Abischai: Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine .Hand gegen den Gesalbten des HERRN erhoben und ist ungestraft geblieben? 12 David nahm den Speer und den Wasserkrug, die neben Sauls Kopf waren, und sie gingen weg. Niemand sah und niemand bemerkte etwas und keiner wachte auf; alle schliefen, denn der HERR hatte sie in einen tiefen Schlaf fallen lassen. 13 David ging auf die andere Seite hinüber und stellte sich in größerer Entfernung auf den Gipfel des Berges, sodass ein weiter Zwischenraum zwischen ihnen war. 22 David rief: Seht her, hier ist der Speer des Königs. Einer von den jungen Männern soll herüberkommen und ihn holen. 23 Der HERR wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten. Obwohl dich der HERR heute in meine Hand gegeben hatte, wollte ich meine Hand nicht an den Gesalbten des HERRN legen.
David zeigt Großmut
Die Geschichte vom Großmut Davids gegenüber Saul passt zum Evangelium, das fordert: „Liebet eure Feinde, tut denen Gutes, die Euch hassen“. Saul verfolgt David als seinen Widersacher. David gelingt es, ihn im Schlaf zu überraschen und ihm seinen Speer zu entwenden. Obwohl Saul ihn verfolgt, lässt David ihn am Leben. Er will sich nicht am König, den Gesalbten des HERRN vergreifen.
Lukas 6
27 Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! 28 Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! 29 Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! 30 Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! 31 Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen! 32 Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. 34 Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen. 35 Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. 36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! 37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! 38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.
Geht gut mit euren Feinden um
Nach den Seligpreisungen spricht Jesus im Lukasevangelium von den Verhaltensweisen im Reich Gottes. Sie unterscheiden sich von den üblichen Mustern. Diese sind in der Regel auf Wechselseitigkeit angelegt. „Do ut des“ hieß es schon in römischen Zeiten. Ist es in irgendeiner Weise hervorzuheben, wenn man gut zu denen ist, die einem selbst etwas Gutes tun, wenn man denen hilft, die einem selbst helfen. Im Reich Gottes geht darum, Gutes zu tun, auch wenn man keine Gegenleistung erfährt oder erwarten kann. Richtschnur für das eigene Verhalten kann die Goldnen Regel in ihrer positiven Fassung sein. (In der negativen Fassung läuft sie eher auf ein „Wie du mir, so ich dir“ hinaus.) Wenn ein Mensch von anderen erwartet, dass sie gut zu einem sind, kann er selbst auch gut sein. Ich kenne eine Frau, die einige Jahre von der Verwandtschaft ihres Mannes herabsetzend behandelt wurde, was schließlich in haltlosen Beschuldigungen endete. Nach diesem Schock hat sie über ein Jahr gebraucht, um sich davon zu erholen. Dann aber schlug sie ihrem Mann vor, den Familienkontakt zu erneuern. Was man ihr angetan hatte, konnte sie zur Seite schieben.
Gott ist barmherzig
Der Psalm 103 preist diese Barmherzigkeit:
Preise den HERRN, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!
2 Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
3 Der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,
4 der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
8 Der HERR ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Huld.
9 Er wird nicht immer rechten und nicht ewig trägt er nach.
10 Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.
11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so mächtig ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.
12 So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er von uns unsere Frevel.
13 Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über alle, die ihn fürchten.
Gott ist barmherzig, seid ihr es auch
Auf Jesu Betonung der Barmherzigkeit folgt die Mahnung, andere Menschen nicht zu richten oder zu verurteilen.
Im Augenblick gehört das Urteil des amerikanischen Präsidenten über die Bischöfin Marianne Budde zu den bekanntesten Verurteilungen in der Öffentlichkeit. Sie hatte in einer Predigt an ihn appelliert, sich der Menschen zu erbarmen: „Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben. Menschen, von denen viele jetzt Angst haben. Es gibt schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in Familien von Demokraten, Republikanern und Unabhängigen, von denen einige um ihr Leben fürchten“. Und weiter: „Erbarmen mit denjenigen in unserer Gemeinschaft zu haben, deren Kinder befürchten, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden", und mit Migranten, die "aus Kriegsgebieten und vor Verfolgung in ihren Heimatländern fliehen". Er solle doch bitte "die Würde eines jeden Menschen achten", so die Geistliche. Gott lehre die Menschen, gegenüber Fremden barmherzig zu sein.“
Trump sagt, sie hätte fies, unangemessen und uninspiriert gesprochen. Gottes Barmherzigkeit passt nicht zu seiner Politik.
In den Wahlkampfzeiten scheinen Feindbilder zum täglichen Erscheinungsbild zu gehören. Politische Konkurrenten werden verbal verunglimpft, mit Hetze überschüttet, wenn sie Pech haben auch körperlich angegriffen.
Nach einigen Attentaten werden die Migranten generell als ein Übel angesehen: „Eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird, macht Angriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte erst möglich".
Was gesellschaftlich zugelassen wird, soll unter der Herrschaft Gottes nicht gelten. Dort gilt, nicht zu richten oder zu verurteilen, Schuld zu erlassen und dem Nächsten zu geben. Wer sich darauf einlässt, erhält Vielfaches zurück, so lautet die Verheißung.
Wenn wir auf uns selbst schauen, zeigt sich, dass wir nicht auf der sicheren Seite sind. Schnell ist das Verhalten eines anderen be- und verurteilt. Wir finden das Verhalten anderer unmöglich, unsäglich, unerhört, unverschämt, unmoralisch. Das Evangelium könnte uns zögern lassen und letztendlich ein anderes Verhalten ermöglichen.
Litanei zum barmherzigen Gott (Ökumenisches Netz)
V: Du heiliger Gott.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, der uns tröstet wie eine Mutter.– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, dessen Namen wir kennen.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, der uns beim Namen ruft.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, der uns aus der Gefangenschaft herausführt.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott der Armen und Kleinen und Hilflosen.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott aller, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen
haben.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, der uns Sündern gnädig ist.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, dessen Erbarmen uns aus dem Tod rettet.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott, unser Retter.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.
V: Du Gott des Lebens.
– Alle: Weck deine Kraft und komm uns befreien.