Reise in ein gebrochenes Land
17. Sep 2015
So standen eine ganze Reihe von Treffen mit Friedensorganisationen auf beiden Seiten auf dem Programm. Eindrucksvolle Menschen kennenzulernen, die den Mut nicht sinken lassen oder sich nicht einfach abfinden mit der bestehenden Unrechtssituation. Die israelische Friedensorganisation ‚Zochrot’,die an die über 600 arabischen Dörfer erinnert, die 1948/9 zerstört wurden und heute oft mit israelischen Namen als Naturschutzgebiete oder Militärgelände ausgewiesen sind. Oder die
Rabbiner für Menschenrechte, die sich zusammen mit dem israelischen Komitee ICAHD gegen Hauszerstörungen wehren, auch mit zivilem Widerstand, weil sie empfinden, dass Gerechtigkeit ein Teil ihres Judentums ist. Auf der palästinensischen Seite stellte das Arab Educational Institute AEI in Bethlehem, eine Partnerorganisation von pax christi International, seine pädagogische Arbeit vor: v.a. Frauen- und Jugendarbeit. Sie möchten den Menschen vor Ort eine Perspektive für die Zukunft
geben.
Weitere wichtige Begegnungen waren der christliche Palästinenser Daoud Nassar mit dem Friedensprojekt ‚Tent of Nations‘ unter dem Motto „ wir weigern uns Feinde zu sein“, der sein Land seit 24 Jahren juristisch gegen die umliegenden illegalen Siedlungen verteidigt. Ihm konnte pax christi Augsburg Spenden für die Pflanzung von 215 Olivenbäumen übergeben. Gespräche mit Sumaya Farhat-Naser (Augsburger Friedenspreisträgerin) und Mitri Raheb, (bekannter palästinensischer Befreiungstheologe der Weihnachtskirche in Bethlehem) beeindruckten durch ihr
gewaltfreies Engagement für Frieden und Versöhnung. Sie alle versuchen auf ganz unterschiedliche Weise, auch unter den schwierigen Umständen der dauernden Besatzung und Absperrung sich und anderen Mut zu machen. Eine ganz besondere Gruppe bildeten die Mitglieder von ‚Parents Circle‘, Israelis und Palästinenser, die in dem Konflikt nahe Verwandte verloren haben und sich seitdem für Versöhnung zwischen den beiden Völkern einsetzen. Der Palästinenser, verlor seine 13 jährige
Tochter in Bethlehem durch israelische Soldaten, der andere, ein Israeli, verlor seine 14-jährige Tochter durch einen palästinensischen Selbstmordattentäter in Tel Aviv. Sie haben sich in einem nicht leichten Prozess zum Weg der Versöhnung durchgerungen, sind persönliche Freunde geworden und sehen im gegenseitigen Respekt einen Weg zum Frieden.
Einen völlig anderen Blick auf den Konflikt warf die Begegnung mit dem jüdischen Bürgermeister der israelischen Siedlung Efrat in der Westbank, während ein palästinensischer Stadtratsabgeordneter von Bethlehem wiederum seine Sicht der Nahostproblematik erläuterte.
Ein Zeichen der Solidarität setzte die Gruppe mit der Teilnahme an der seit Mitte August täglich stattfindenden Friedensandacht vor Bulldozern und Militärjeeps im Cremisantal, wo Israel nach Aufhebung des vorher gerichtlichen Baustopps in diesen Tagen palästinensisches Privatland enteignet, hunderte alte Olivenbäume vernichtet, um die Seperationsmauer auf Palästinenserland weiter zu bauen. Für die Gruppe ein schockierendes Erlebnis, aber auch die eindrucksvolle Erfahrung von gelebtem gewaltfreien Widerstand vor Ort.
Beeindruckt und nachdenklich kehrte die Gruppe mit der Gewissheit nach Hause zurück, dass die Friedensgruppen als Minderheiten vor Ort sehr dringend Unterstützung und Solidarität brauchen. pax christi Augsburg bietet gerne einen Vortag für Gruppen und Gemeinden zu dieser intensiven und dichten Reise an.
Im Anhang:
Anfragen: Christian Artner-Schedler Tel 0821-517751 oder Email:augsburg@paxchristi.de
( Referent für Friedensarbeit bei pax christi Augsburg) Tel.: 0821-517751